Liebe Paulinerinnen und Pauliner,
dankenswerterweise erhalten wir vermehrt Hinweise auf aktuelle Ereignisse im Umfeld unserer Ehemaligen. Dem wollen wir mit der Rubrik "Aus der Corona" (versuchsweise) gerecht werden. Gemeint ist natürlich nicht die "Krise", vielmehr die Gemeinschaft aller alten und jungen Paulinerinnen und Pauliner. Die Redaktion freut sich über Hinweise auf besonderes Engagement, Auftreten und Erfolge, Ehrungen, Veröffentlichungen oder - ganz einfach - Begegnungen mit unseren Freundinnen und Freunden. spe- IV-2020
Inhaltsübersicht "Aus der Corona":
- Dr. Oliver Heidinger (1985) ist neuer Chef von IT NRW.
- Thomas Kielinger (London): "Verse, die nachts ich erdacht". Kriegsende 1945 in Danzig und Corona heute
- Peter Wittkampf (1967) und seine neueren Veröffentlichungen
- Dr. Ulrich Wessels (1977) ist Präsident der Bundesrechtsanwaltskammer
- Unser Mann im Bundestag: Marc Henrichmann (1995) direkt gewählt
- Allein unter Männern: Barbara Hagemann, Abiturientia Paulina 1955 (!)
- Thomas Kielinger (1959), London-Korrespondent, Experte für englische Politik, Autor
- Hannes Demming (1956): De "Musicus" küert nich blaoß Platt!
Seit Juni 2022 ist unser CP Dr. Oliver Heidinger (AP 1985) Betriebsleiter von IT.NRW. Der aus Münster stammende Mediziner hat unter anderem das bundesweit erste elektronisch arbeitende Krebsregister aufgebaut und war zuvor als Stellvertretender Chief Information Officer (CIO NRW) im Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie tätig.
Aus der Presse-Mitteilung des Wirtschaftsministeriums NRW vom 5.5. 2022:
Der 56-jährige Heidinger war von 2003 bis 2009 Leitender Polizeiarzt des Landes Nordrhein-Westfalen im nordrhein-westfälischen Innenministerium. 2010 erfolgte die Versetzung in das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales. In dieser Zeit leitete er über fast neun Jahre das bundesweit erste, obligat elektronisch arbeitende Krebsregister.
Seit Ende 2018 ist Heidinger Leiter der Gruppe ‚Digital Governance‘ im Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie und Stellvertreter des Beauftragten der Landesregierung für Informationstechnik (CIO NRW). In dieser Funktion verantwortete er unter anderem die Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes (OZG).
Als Gruppenleiter ‚Digital Governance‘ führt Heidinger seit 2018 auch die Fachaufsicht über den Landesbetrieb Information und Technik.
„Dr. Heidinger bietet eine hervorragende Gewähr für die erfolgreiche Leitung des Landesbetriebs Information und Technik“, sagte Wirtschafts- und Digitalminister
Prof. Dr. Andreas Pinkwart: „Ich freue mich sehr, dass er die erfolgreiche Arbeit seines Vorgängers fortsetzen und mit neuen Impulsen sowohl die Informationstechnik als auch die Statistik des
Landes zukunftssicher aufstellen wird.“
„Die digitale Transformation ist eine der wichtigsten Modernisierungsvorhaben der Landesverwaltung. Ich freue mich, dass ich nun gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von IT.NRW hierbei eine zentrale Rolle übernehmen darf“, ergänzt Heidinger. „Dies gilt natürlich für das Aufgabenfeld Informationstechnik. Aber es betrifft auch die Statistik. Denn die dort erstellten Daten liefern die Grundlage, um unter dem Stichwort ‚Data driven government‘ zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen beizutragen.“
Thomas Kielinger, (AP 1959), ist weit in der Welt herumgekommen. Als Journalist, (Chef-) Redakteur, Korrespondent und Autor ist der nunmehr 80jährige, der schon lange in London lebt, kein Unbekannter. Immer wieder sieht man ihn auch in diversen Fernsehsendungen, wenn es um den Brexit, das Königshaus oder die englischen Mentalitäten überhaupt geht. Seine Berichte und Kommentare überzeugen und beeindrucken. Bei Besuchen in Münster ist stets ein Treffen mit Jugendfreunden geboten. Unsere Paulinerseite hat z.B. seinen großartigen Bericht über das Farbenfest zum 100. Semester 2009 ("Wir Glücklichen!") HIER übernehmen dürfen. Über seine Lesung aus dem jüngsten Band über Elisabeth I. im März 2019 wurde ebenfalls berichtet (Siehe weiter unten!). HIER weitere Hinweise zu seinen Veröffentlichungen. Über seine Vita weiß auch Wikipedia Bescheid.
Am 5. Mai a.c. erschien in der Tageszeitung "Die Welt", prominent auf Seite 2, ein Brief von Thomas Kielinger an einen unbekannten Freund. Wir danken unserem Con-Pauliner, dass wir den beeindruckenden, Mut machenden Text hier übernehmen dürfen.
-spe-
Peter Wittkampf (Abiturientia Paulina 1967), studierter Geograph und Germanist, war nicht nur selbst lange Lehrer am Paulinum, er zeichnet sich auch durch zahlreiche Veröffentlichungen in wissenschaftlicher Fachliteratur aus und hat zudem eine Reihe von bemerkenswerten Schriften herausgegeben, die sich mit der westfälischen Landeskunde befassen. Wittkampf ist Mitglied der Geographischen Kommission für Westfalen und seit 2015 auch Träger des „Förderpreises für westfälische Landeskunde“.
Die beim „Landschaftsverband Westfalen-Lippe“ zuständige Landesrätin Barbara Rüschoff –Parzinger hob
bei der Preisverleihung damals hervor: "Die landeskundlichen Erforschung Westfalens und die verständliche Vermittlung der Ergebnisse in Schule und Öffentlichkeit sind enorm wichtig. Ob es sich um
Themen wie Demographie, Wirtschaft oder Religionsgeographie handelt, so wird das regionale Bewusstsein bereits bei Kindern und Jugendlichen gestärkt. Peter Wittkampf hat erkannt, dass ein
Hineinwachsen in die kulturelle Tradition Grundlage ist für das menschliche Miteinander in der globalisierten Welt"(...).
2016 gab unser CP eine bemerkenswerte Studie über Augustin Wibbelt heraus, in der er sich mit der
Naturnähe des Dichters auseinandersetzte, auch und gerade jenseits seiner niederdeutschen Texte. Die „Westfälischen Nachrichten“ bemerkten dazu in einer Rezension, der Pastor aus Vorhelm sei nach
Wittkampfs Urteil im Denken seiner Zeit voraus gewesen: „Augustin Wibbelt hat sich mit der Kontinentalverschiebung genauso beschäftigt wie mit der elterlichen Autorität, er äußerte sich über die
Preise in der Landwirtschaft und setzte sich für den Naturschutz ein. Er war ein Verfechter ökologischer Prinzipien, aber nicht ideologisch indoktriniert“.
2018 folgte eine Studie „So also ist der Westfale – Westfalen-Versteher von 1474 bis heute“. In
Gestalt einer Text-Anthologie lässt Wittkampf mehr als 50 Autoren verschiedener Zeitepochen, von Werner Rolevinck aus dem 15. Jahrhundert bis zu einem „Umzugsratgeber“ der Gegenwart zu Wort
kommen und ihr Urteil über „den“ Westfalen verbreiten. Da geht es heiter, humorvoll, tiefsinnig und durchaus auch mal klischeehaft zu. Sind einige Texte zwar schon bekannt, so hat Wittkampf doch
manches Urteil ausgegraben, auf das man nicht so schnell gestoßen wäre: Insgesamt eine facettenreiche Lektüre, die man sich in gefälligen Textabschnitten zu Gemüte führen kann. Den Band rundet
Wittkampf selbstironisch mit einer „Zugabe in Versen“ zu einzelnen westfälischen „Topoi“ ab. Abgehandelt werden im heiteren Kontrast zu manchem höher gestochenem Text so wichtige Aspekte wie das
Erscheinungsbild des Westfalen, seine Wortkargheit, das Verhältnis zur Obrigkeit und zum Fremden sowie seine Leidenschaft für Feste und Feiern und den reinlichen Hausstand.
Das Phänomen des „Spökenkiekers“ spielt besonders im Münsterland eine Rolle, geweiht nicht zuletzt
durch die Verse der Annette von Droste-Hülshoff von den „Blassen im Heideland, den Sehern der Nacht, dem gequälten Geschlecht“. Eine unendlich erscheinende Reihe von Volkssagen und Geschichten
beleben dieses Thema, ebenso viele Deutungsversuche gibt es. Diesem Feld näherte sich Peter Wittkampf 2019 in der Studie „Spökenkieker – Das zweite Gesicht in Westfalen“.
Jüngstes Produkt aus der Wittkampf´schen Feder ist ein wieder stärker geographisch orientiertes Buch
über „Westfalen in alten Reiseberichten“. Hier hat der Herausgeber Texte vom späten 16. bis zur Wende zum 20. Jahrhundert zusammengetragen, bei denen als Autoren zwar einige bekannte Namen
auftauchen, überwiegend jedoch bisher unbekannte Berichterstatter und nur schwer aufzufindende Texte zu lesen sind. Angesichts dieses Quellenreichtums ist Wittkampf für die gewiss über viele
Jahre verfolgte Sammeltätigkeit besonders zu danken. Wie schon im Band über die „Westfalen-Versteher“ besticht auch hier eine angemessene regionale Verteilung der Quellen durch ganz Westfalen.
Der Herausgeber bemerkt richtig, es sei „aufschlussreich zu lesen, mit welchen Erwartungen, Vorurteilen, Erfahrungen, Interessen oder Problemen damalige Reisen verbunden waren. Ein Vergleich mit
heute lohnt sich oftmals sehr“.
Alle Veröffentlichungen Wittkampfs bieten umfassende Quellen- und Literaturhinweise und laden einfach zum Weiterstöbern – oder gar zum Bereisen - ein. Die Informationen und Meinungen sind breit gefächert und können bestimmt Diskussionen z.B. im Freundeskreis anregen. Die auch druckgraphisch liebevoll gestalteten Bändchen sind als „Vademecum“ durchaus preisgünstig; an ihnen werden Westfalen-Fans ihre helle Freude, Westfalen-Skeptiker möglicherweise eine gewisse „clam-heimliche“ Freude finden.
Hans-Peter Boer , IV 2020
Bibliographische Hinweise:
Peter Wittkampf, „Fast verliebt in die Natur“ – Augustin Wibbelt als Naturfreund,
Longinus-Verlag, Coesfeld 2016, ISBN:978-3-945113-13-4
Ders., So also ist der Westfale – Westfalen-Versteher von 1474 bis heute,
Longinus-Verlag, Coesfeld 2018, ISBN 978-3-945113-28-8
Ders., Spökenkieker – Das zweite Gesicht in Westfalen,
Longinus-Verlag Coesfeld 2019, ISBN 978-3945113-29-5
Ders., Westfalen in alten Reiseberichten,
Longinus-Verlag, Coesfeld 2020, ISBN 978-3945113-34-9
Die zahlreichen Beiträge von Peter Wittkampf zur Geographie und Landeskunde Westfalens sind leicht einzusehen unter www.westfalen-regional. Bitte unter der Autorensuche den Namen unseres CP eingeben.
Hierzu hat sich jüngst einer unserer bekannteren Con-Pauliner geäußert: Dr. Ulrich Wessels (Abiturientia Paulina 1977) aus Münster ist Präsident der Bundesrechtsanwaltskammer. In der FAZ vom 5. April 2019 / S.19 ist ein Artikel von ihm zu der Frage erschienen, ob in Zeiten der Corona-Krise Anwälte zum Kreis der "systemrelevanten Berufe " zählen. Informationen über unseren Con-Pauliner sind auf der Seite der Bundesrechtsanwaltkammer HIER zu finden. Dort ebenfalls ein Interview mit Ulrich Wessels, das er mit dem NDR geführt hat.
Seit der Bundestagswahl 2017 haben wir wieder eine paulinische Persönlichkeit im Bundestag. Marc Henrichmann (Abiturientia Paulina 1995) wurde im Wahlkreis 127 Coesfeld/Steinfurt II direkt in den Bundestag gewählt. Nähere Informationen zu Marc Henrichmann HIER.
Barbara Hagemann war 1955 die einzige Abiturientin am Paulinum, wahrscheinlich die erste in der Geschichte unserer Schule. Am 25. Januar 2020 schilderte Karin Völker in den "Westfälischen Nachrichten" ausführlich den Bildungsgang unserer CP'n . Wir danken den WN für die Erlaubnis, diesen ansprechenden Artikel hier bringen zu dürfen.
Hier der Link zur Abiturientia 1955:
Begegnung im Zwei-Löwen-Club am 19. März 2019.
Thomas Kielinger (1959) stellte sein neues Buch über Elisabeth I. vor.
Eine ganze Reihe von Con-Paulinern begrüßte den Autor mit Münsteraner Wurzeln.
Hier (re) Staatssekretär a.D. Elmar Schulz Vanheyden, Conabiturient des Gastes aus London.
Die Königin – Elisabeth I. und der Kampf um England
Münster. Im „Zwei-Löwenclub“ stellte am 19. März 2019 Thomas Kielinger (1959) sein neues Buch über die englische Königin Elisabeth I. vor. Unser Con-Pauliner hat trotz eines jahrzehntelangen Wanderlebens als Journalist, Korrespondent der Tageszeitung „Die Welt“ in den USA und in England wie als politischer Berater und freier Autor seine Verbindungen nach Münster nie aufgegeben. Hier ist Kielinger, der in Danzig geboren wurde, nach Flucht und Vertreibung aufgewachsen, hier hat er 1959 am Paulinum sein Abitur bestanden und in Münster hat er bis heute Familie und viele Freunde aus gemeinsam erlebter Jugendzeit. Kein Wunder dass der große Saal des Clubs am Kanonengraben bis auf den letzten Platz besetzt war.
Bemerkenswert war eine gedankliche Linie Kielingers, die sich den ganzen Abend unter die Vorstellung seines Buches über die große Königin des 16. Jahrhunderts schob: Welche Mentalitäten leben die Engländer eigentlich? Wie ticken sie? Gibt es historische Vor-Prägungen, die schon in der frühen Neuzeit erkennbar waren und sich bis heute durchtragen?
Da blieb der Brexit natürlich nicht außen vor und Kielinger, profund in Vorbildung und Wortgewalt, rezitierte auf dieses Stichwort hin Vergils Aeneis (II) mit der Anrede des Aeneas an Dido: „Infandum, regina, iubes renovare dolorem!“ – Unsäglichen Schmerz befiehlst du mir, Königin, zu erneuern! Keine Frage, da steht ein Autor mit europäischer Prägung und Sendung, dem die politischen Ereignisse der letzten Jahre im Vereinigten Königreich Schmerzen und Probleme bereiten. Andererseits aber sucht Kielinger zu ergründen und zu erklären, wo Wurzeln und Züge des britischen Selbst- und Weltverständnisses liegen. Was wissen wir eigentlich darüber? Und müssten wir nicht genauer hinschauen?
Natürlich gilt Churchills Wort, der Kanal sei keine Wasserstraße, sondern eine Weltanschauung. Kielinger aber schaut tiefer zurück in die Geschichte, analysiert die Politik Elisabeths I., betrachtet das „seefahrende Volk, das eben größere Schwankungen gewöhnt ist“ und verweist auf Nelson, der vor der Schlacht von Trafalgar seinen Leuten zurief: "Something must be left to chance; nothing is sure in a sea fight above all."
Kritisch befragt Kielinger die Europäer, die wesentliche Mentalitätsunterschiede nicht rechtzeitig wahrgenommen hätten. Den Leistungen Elisabeth I., die ein eventuelles privates Lebensglück ihrem Land geopfert habe, zollt der Autor hohen Respekt. Sie habe in ihrer Politik stets eine „via media“ angepeilt und den Ausgleich zwischen den Bevölkerungs- und Interessengruppen gesucht. Dieser sei aber in der aktuellen Gegenwart der Insel leider verloren gegangen.
Ein spannender Abend und eine spannende Lektüre aus der Feder eines besonders kundigen Autors und Con-Pauliners. Lesenswert.
Hinweis: Thomas Kielinger (AP 1959), langjähriger Korrespondent der "Welt" in den USA, in London und weltweit tätig, lebt heute in der britischen Hauptstadt und ist
viel gefragter Interviewpartner und Autor zu Themen der englischen Geschichte. Zur Korrepondententätigkeit hier der Link der "Welt".
Zu seinen Büchern s.a. den Eintrag bei Wikipedia:
Hans-Peter Boer (1969)
Unser Conpauliner Hannes Demming (1956) wurde vom Herrn Bundespräsidenten wegen seiner vielfältigen Verdienste mit dem "Bundesverdienstkreuz am Bande" ausgezeichnet. Mit Genehmigung des Stadtheimatbundes Münster übernehmen wir einen Artikel hierzu aus dem Mitteilungsorgan "Torhaus aktuell, I - 2019". Danke!
Weitere infos unter www.stadtheimatbund-muenster.de
Auk van uns, leiwe Hannes, en Kumpelment: De 7-er!